41 – Neue Wege

Mittwoch, der 3.10.2012
(von Horst-G. Lippold)

 Freiluftbüro von Herrn Kann Roeurt

Marcel Weich, Stefan Roller und Peter Glaremin sind heute zusammen mit Herrn Chantol früh aufgebrochen, um die großartigen Tempelanlagen von Angkor Wat zu besuchen. Ich habe an der Tempeltour nicht teilgenommen, weil es für mich in relativ kurzer Zeit das fünfte Mal gewesen wäre. Stattdessen habe ich eine lokale NGO besucht, deren Kontaktdaten unserem Verein von Janina Windmüller übermittelt wurden.

 Drei in AngkorWat …
… und einer per Tuktuk in´s Dorf Chey

Der Leiter Kann Roeurt hat diese kambodschanische NGO namens RICE (Rural Improvement Council for Economy Organization (= Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung in ländlichen Gebieten) gegründet und betreibt ca. 12 km westlich von Siem Reap ein Kinderheim und eine kleine staatlich anerkannte Schule mit 16 Kindern, die er mit verschiedenen agrarwirtschaftlichen Aktivitäten derzeit mehr schlecht als recht finanziert.


Diese Aktivitäten umfassen eine Hühnerzucht und eine Pilzzucht; der Aufbau einer Fischzucht in einem schon angelegten Fischteich und der Gemüseanbau in einem noch zu bauenden Gewächshaus sollen noch folgen. Da das Geld an allen Ecken und Enden fehlt, wohnen bzw. hausen die Kinder und auch er mit seiner Frau in sehr einfachen und im Grunde untragbaren Zuständen z.T. unter Vordächern.

 Klassenzimmer
Wohnen unterm Vordach

Herr Roeurt versucht vorrangig den Ausbau der geldbringenden landwirtschaftlichen Aktivitäten voran zu treiben, um eine gesicherte finanzielle Basis für die Kinder und sich zu schaffen und unabhängiger von Spenden zu werden. Erst dann ist die Verbesserung der Wohnsituation durch den Bau eines Kinderhauses etc. vorgesehen. Im weiteren bzw. auch heute schon im Rahmen seiner Möglichkeiten will er andere Dörfern bei ähnlichen Projekten unterstützen.

 Blick auf die Hühnerhauser,
daneben die Freifläche für die künftigen Gewächshäuser
 

 

 
 Blick auf dasHaupthaus und rechts davon die Pilzzucht
 
 Pilzzucht
 
der künftige Fischteich

Ich habe bisher keinen Kambodschaner getroffen, der ähnlich gut strukturiert an den Aufbau von Projekten unter Berücksichtigung ihrer finanziellen Tragfähigkeit ohne permanente Finanzierung durch Spendengelder herangeht und gleichzeitig nicht nur an sich denkt, sondern andere Menschen wie die in seiner Obhut stehenden Kinder unterstützt.

Die von ihm gezeigten Projekte benötigen allesamt nur entweder eine Anschubfinanzierung oder überschaubare Zusatzinvestitionen, um ihre Wirtschaftlichkeit deutlich zu steigern. Seiner Einschätzung nach würde beispielsweise die Anschaffung eines Inkubators für die Hühnerzucht in Höhe von ca. 850 USD monatlich Zusatzerträge in Höhe von 300 USD erbringen. Wenn die Annahmen stimmen, erschließt sich die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme auch ohne große Investitionsrechnung.

Ich halte eine Kooperation mit bzw. auch die direkte Unterstützung von RICE für sinnvoll, zumal Herr Roeurt auch an unseren Projekten wie Müllentsorgung interessiert ist und möglicherweise auch in den langen Phasen unserer Abwesenheit für mehr Nachhaltigkeit sorgen könnte. Die Zielsetzungen decken sich weitgehend, indem durch Sachinvestitionen Projekte angestoßen werden, die sich anschließend entweder selbst oder durch die lokale Bevölkerung finanzieren.

Mit diesem gedanklichen Ausblick in die Zukunft bin ich frohgestimmt wieder zurück nach Siem Reap gefahren und habe den restlichen Tag der deutschen Einheit mit meinen ebenfalls von ihrer Tempeltour heimkehrenden Mitstreitern genossen.

In dem Sinne
Horst-G. Lippold

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