58 – Vorbereitungen und Ankunft in Tumneab Svay

58 – Vorbereitungen und Ankunft in Tumneab Svay

von Marc Benke und Christina Neumann

Ende September ging es für uns dann endlich nach Kambodscha. Am ersten Tag in Phnom Penh trafen wir unser Ehrenmitglied Chhun Chanthol und wurden von ihm durch die Elektromärkte der Stadt geführt, um uns einen ersten Überblick über die vorhandenen Materialien zu machen und Preise zu vergleichen. Wir konnten einen Handel finden, der sich auf Solaranlage spezialisiert hat und uns das Material kostengünstig in die Zweigstelle nach Siem Reap transportieren kann.

Zusätzlich konnten wir ein Gespräch mit dem Unternehmen NRG Solar führen, das bereits ein Dorf in der Nähe von Phnom Penh mit PV-Anlagen ausgestattet hat. Dort wurde uns die damalige Vorgehensweise erklärt und einige Tipps für unser Projekt mit auf den Weg gegeben.

Am folgenden Tag erwarteten wir die Ankunft des ersten Vorsitzenden Herr Prof. Lippold in Phnom Penh. Gemeinsam besuchten wir das Heimatdorf unserer Lehrerin, Sreymom. In dem circa eine Autostunde, südlich von Phnom Penh gelegenen Dorf empfing uns der Bruder von Sreymom, der uns gemeinsam mit dem Bürgermeister durch das Dorf führte. Der erste Eindruck von dem Dorf war sehr positiv, da es im Verhältnis zu weiten Teilen Kambodschas sehr sauber war und nur wenig Müll herumlag. Des Weiteren war der neu angelegte 40.000 qm große Trinkwasserteich atemraubend. Er verfügte zusätzlich über eine photovoltaikbetriebene Trinkwasseraufbereitungsanlage, die die Dorfbewohner in Zukunft mit sauberen Trinkwasser versorgt.

Gespräch in Kampong Speu

Gespräch in Kampong Speu

Am Abend trafen wir uns mit einem Experten zum Thema Agrarwissenschaften, um mehr über die Problematik der Landwirtschaft und mögliche Lösungen zu erfahren. Wir bekamen die Organisation „CEDAC“ vorgestellt, die es Landwirten ermöglicht ihr Land gewinnbringender zu nutzen. Dies ist durch eine gezielte Umstrukturierung der Landflächen möglich. Das Gespräch war sehr aufschlussreich und erweckte unser Interesse, so dass wir am Folgetag auf dem Weg nach Siem Reap einem Landwirt besuchten, der mit Hilfe von „CEDAC“ sein Land umgestaltet hat und so seinen jährlichen Gewinn vervierfachen konnte. Neben dem Reisanbau, baut er auf einem Teil seines Grundstücks Gemüse an, dass durch den eigenen Teich in der Trockenzeit bewässert wird. Der Teich kann zusätzlich zur Fischzucht dienen. Besonders gefallen, hat uns die Mini-Biogas-Anlage, die mit Hilfe von drei Kühen betrieben wurde und dessen Gas zum Kochen und zur Beleuchtung genutzt wird.

Endlich in Siem Reap angekommen bezogen wir unser Zimmer im Guesthouse, dass für die nächsten zwei Monate unser Rückzugsort sein wird.

Der nächste Tag ruft. Es ging um 07:00 Uhr zum Frühstück um frühzeitig Richtung Srey Snom aufzubrechen. Dort plant unser Ehrenmitglied Chhun Chanthol eine Schule mit zwei Klassen räumen aufzubauen. Auf dem Weg zu dem Dorf wurden die Wege immer schmaler und die Anzahl der Schlaglöcher stieg rasant. Im Dorf angekommen, empfingen uns knapp 20 motivierte und fröhliche Dorfbewohner, die bereit waren bei dem Aushub der Löcher für die Fundamente mitzuhelfen. Ein Meter breit, ein Meter lang und ein Meter tief war das Ziel. Während der Arbeit wurde uns jedem eine Kokosnuss gebracht. Nach ein paar Stunden harter Arbeit rückten wir ab.

Schweißtreibende Arbeit im Nirgendwo

Schweißtreibende Arbeit im Nirgendwo

Nun war es endlich soweit. Wir fuhren gemeinsam mit Herr Lippold und Herr Chanthol ins Dorf Tumneab Svay. Der erste Besuch steckte allerdings voller Überraschungen.

Nach unserer Ankunft stellten wir relativ schnell fest, dass viele Haushalte einen festen Anschluss an das öffentliche Stromnetz haben. Die Anschlusskosten sind auf umgerechnet 85 Euro gesunken und die Stromkosten von 80 Cent auf 15 Cent pro Kilowattstunde. Damit mussten wir unsere Idee, die Schule mittels einer autarken PV-Anlage zu elektrifizieren von Grund auf überdenken. Aber wir haben die Feststellung der gesunkenen Strompreise und die einfachere Zugänglichkeit als riesen Schritt für das Dorf und auch die Umgebung wahrgenommen. Nur mit einer funktionierenden Infrastruktur ist eine Gemeinschaft in der Lage zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Wir mussten umdenken und unseren Fokus neu ausrichten. Zunächst stand die Elektroinstallation der Schule im Vordergrund.

In den folgenden Tagen haben wir die Schule mit einer Beleuchtung im Innen- und Außenbereich, zwei Ventilatoren, einem Projektor, und einem Sicherungskasten ausgestattet. Diese Installation ermöglicht den Unterricht und Versammlungen am Abend und ermöglicht einen multimedialen Unterricht.

Während der Elektroinstallation haben uns Kimpak und Nhanh, zwei sehr interessierte junge Dorfbewohner, die einiges zum Thema Elektrotechnik lernen möchten, unterstützt. Die beiden lernten extrem schnell und auch ohne viel Kommunikation während der eigentlichen Installation war schnell klar, wie was funktioniert. Damit die beiden aber auch einen Einblick in die Theorie bekamen, haben wir versucht den beiden mit Hilfe von Sreymom als Übersetzerin beispielsweise die verbauten Komponenten und den Unterschied zwischen Gleichspannung und Wechselspannung zu erklären.

Verlegen der Elektroleitungen in der Schule

Verlegen der Elektroleitungen in der Schule

Parallel dazu ging der Aufbau der Solarkocher rasant schnell voran. Nach dem Herr Lippold einen sehr interessierten und motivierten Schlosser im Nachbardorf gefunden hat, begangen am Folgetag die Arbeiten pünktlich um 7:00 Uhr. Es wurde gesägt, gebohrt, gebogen, verschraubt und gestrichen. In nicht einmal eineinhalb Tagen war der erste Solarkocher fertig und hat für Aufsehen in der Umgebung gesorgt. Dorfbewohner kamen und bewunderten das noch nie gesehene Gerät.

Der Solarkocher erreicht mit einem Durchmesser von 1,4 Meter eine Leistung von 700 Watt. Er bündelt durch seine Form das einfallende Sonnenlicht im Brennpunkt, an der Unterseite des Topfes und bringt so 3 Liter Wasser in 25 Minuten zum Kochen. Der Espresso ist in einem Espressokocher bei voller Sonneneinstrahlung in knapp 3 Minuten fertig.

Erste Versuche mit dem Solarkocher

Erste Versuche mit dem Solarkocher

Nachdem auch der zweite Solarkocher in kürzester Zeit und nun schon fast in Eigenleistung von dem Schlosser gefertigt wurde, ging es an den nächsten Schritt. Den Bau eines Sparkochers. Mit diesem Kocher werden fossile Brennstoffe geschont und der Verbrauch um bis zu 70% gesenkt. Dabei besteht der Kocher nur aus einfachem 1mm Blech.

Während einem Gespräch mit der Bürgermeisterin haben wir gemeinsam mit Herr Lippold ein großes Problem angesprochen. Die Müllproblematik, die auch in Tumneab Svay allgegenwärtig ist. In den folgenden Wochen versuchen wir dieses Thema weiter voranzutreiben. Eine Schlüsselrolle wird hierbei die Kommunikation mit den Rektoren und Lehrern der umliegenden Schulen sowie regelmäßige Müllsammeltage gemeinsam mit den Kindern sein. Aber auch das Thema Straßenbeleuchtung ist bei der Bürgermeisterin sehr positiv angekommen. Dieses Thema wird sie in der nächsten Gemeindeversammlung ansprechen. Eine mögliche Lösung wäre die Installation von verbrauchsarmen LED Strahlern und der Anschluss dieser an direkt zur Straße angrenzenden Wohnhäuser.

Leider musste Herr Lippold nach 11 Tagen Aufenthalt zurück zu seinen Studenten in den Vorlesungssaal. Zum Abschluss haben wir mit dem Schlosser, seiner Familie und Freunden einen schönen Abend verbracht. Auf kambodschanischer Art mit Karaoke.

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